12.1.2. Панкреас-фистулы
12.1.2.1 Technische Pr?vention
Motoi und Kollegen stellten ihre Analyse zur externen Pankreasgangdrainage (im Vergleich zu keiner Drainage) vor. Hierbei wurden 93 konsekutive Pankreatikoduodenektomien und Pankreatikojejunostomien untersucht (6). Bei 47 Patienten wurde eine externe Pankreasgang-Drainage angelegt und bei 46 Patienten keine. Die Drainage-Kohorte hatte signifikant geringere Pankreas- ?stelraten von 6 % vs. 22 % (p=0,04), insbesondere bei einem nicht dilatierten Gang: 10 % vs. 40 % (p=0,033). In einer multivariaten Analyse stellten sich ein hoher BMI, ein nicht dilatierter Pankreasgang und keine Stenteinlage als die wichtigsten signifikanten Pr?diktoren f?r eine Pankreas?stel heraus.
Frazanpor haben in einer randomisierten Studie untersucht, ob mit einem intraoperativ eingebrachten transpapill?ren Stent die Pankreasfistelrate nach Pankreaslinksresektionen zu verringern ist (7). Es wurde bei je 29 Patienten eine distale Pankreatektomie entweder mit oder ohne Stenteinlage durch- gef?hrt. Die B-/C-Fistelrate war in der Stentgruppe h?her mit 11 (42,3 %) vs. 6 (22,2 %) (p=0,122) und auch die Ven/veildauer war mit 19,4 Tagen vs. 13,4 Tagen l?nger (p=0,071). Die Autoren kommen zu dem Schluss, das ein transpapill?ren Stent bei einer distalen Resektion keine geringeren Fistelraten mit sich bringt.
Hassenpflug und Kollegen konnten eine signifikante Verringerung der Pankreasfistelrate nach Pankreaslinksresektionen und Deckung des Absetzungsrandes mit einem Ligamentum falciforme-Patch zeigen (retrospektive Analyse). Es wurden 117 Patienten untersucht, wovon 73 Patienten eine Deckung erhielten. In der Analyse zeigte sich eine Verringerung der Pankreas?stelrate: Typ B-Fisteln: 7 % vs. 9 %; Typ C-Fisteln: 7 % vs. 25 %; P <0,002. Krankenhausaufenthaltsdauer und Behandlungskosten waren ebenfalls reduziert. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde eine entsprechende randomisiert kontrollierte Studie initiiert (8).
Kommentar: Pankreas?steln stellen weiterhin ein gro?es klinisches Problem dar. insbesondere konnten die Fistelraten nach Pankreaslinksresektionen in den letzten Jahren trotz technischer Neuerungen (Stapler, transpapill?re Stentung, Patch) nicht signifikant gesenkt werden. Die Deckung des ikbsetzungsrandes mit einem autologen Patch (z.B. Lig. Falciforme) ist ein interessantes Verfahren, dessen Wertigkeit sich in der initiierten randomisiert kontrollierten Studie beweisen muss.
12.1.2.2 Therapie
Auch hinsichtlich der Therapie einer bestehenden Pankreasfistel gibt es interessant Ans?tze. So haben Onodera und Koautoren 6 endosonographisch eingelegte transmurale Drainagen mit 18 perkutanen Drainagen bei postoperativen B/C-Pankreasfistel verglichen (9). Bei 262 Pankreasresektionen traten 90 B/C-Pankreasfisteln auf (34 %). 5 von 6 endoskopisch eingebrachten Drainagen waren nach dem ersten Versuch richtig platziert und die kurzzeitige und langzeitige technische Erfolgsrate lag bei 100 %, w?hrend die perkutane Drainage Erfolgsraten von 61,1 und 83 % hatte (p=0,091, kurzzeitig und p=0,403, langzeitig). Signifikant k?rzer war die klinische Verbesserung, die bei der endoskopischen Drainage bereits nach 5,8 Tagen und bei der perkutanen erst nach 30,4 Tagen eintrat (p=0,0013).
Einer Somatostatintherapie bei einer bestehenden Pankreasfistel fehlt bei derzeitigen Kenntnisstand laut einer Meta-Analyse von Gans et al. eine solide Evidenz (10). Es konnten keine signifikanten Vorteile einer solchen Therapie festgestellt werden.
Kommentar: Aus der retrospektiven Studien von Onera et al. l?sst sich - trotz sicherlich vorhandenem Selektions-Bias - schlie?en: Die endoskopische Drai- nage eines Verhaltes bei Pankreas?stel stellt eine interessante therapeutische Option dar, deren Wertigkeit ebenfalls in Studien untersucht werden sollte.
12.1.2.3 Risikofaktoren und Prognose
Callery und Koautoren haben auf der Basis der identifizierten Risikofaktoren der Internationalen Pankreasfistel Studiengruppe (ISGPF): weiches Pankreas- parenchim, hoher Blutverlust, kleiner Pankreasgang, sowie histopathologischen Faktoren (ampull?re, duodenale, zystische und lnselzelltumoren) eine 10-stufige Risikoskala an 233 F?llen modelliert und an 212 Patienten ros ektiv validiert (0° keine Risiko 1-2° geringes Ris?ko, 3-6: mittleres Ris?ko, P P . , . 7-10' hohes Risiko). Angewendet auf die klinischen Daten mit einer Fistelrate von .13 % war ein hoher Blutverlust am st?rksten mit einer Fistelentstehung ssoziiert aber auch alle anderen bekannten Risikofaktoren waren s?gn?f?kante 8 . Risikofaktoren. Tats?chlich hatte bei einer Einstufung in 0 kein Patient eine Fistel und bei Einstufung in 9 oder 10 trat immer eine Fistel auf (11).
Auch Shimoda et al. untersuchten Risikofaktoren und fanden bei 203 Patienten zwischen 2000 und 2009 einen erh?hten BMI und weiches Pankreasgewebe als am st?rksten assoziierte Faktoren in der multivariaten Analyse (12).
Kim et al. berichten ?ber die Pankreas?stelrate bei 247 konsekutiven Pankreasresektionen zwischen 2005 und 2009 unter Verwendung der Fistelklassi?kation der ISGPF (13). W?hrend Grad-A-Fisteln (n=82) keinerlei klinische Signi?kanz aufweisen, sind Grad B-Fisteln (n=9) und Grad C-Fisteln (n=14) mit einem l?ngeren Krankenhaus~Aufenthalt assoziiert (p<0,001). Als signi?kante Risikofaktoren ergab die multivariate Analyse lange Operations- zeiten (>300min) und ein weiches.
Gebauer und Kollegen hingegen kritisieren die Praktikabilit?t der ISPGF- Pankreas?stel-Klassi?kation auf der Basis einer retrospektiven Studie an 1966 Patienten, die zwischen 1992 und 2009 operiert wurden. Das Ziel der Studie war es zu eruieren, in wie weit die Klassi?kation einen Verlauf prognostizieren kann und ein Bezug zu den relevanten klinischen Parametern vorhanden ist (14). 276 Patienten erlitten eine Pankreas?stel (14 %), davon Grad A 69 (25 %); Grad B 110 (39,9 %) und Grad C 97 (34,1 %). 16 als Grad A/B elngestufte Fisteln mussten im Verlauf in Grad C reklassi?ziert werden. lm Modell konnten keine der relevanten Pr?diktoren signi?kant mit den Daten assoziiert werden. Es konnte daher keine Aussage ?ber den Verlauf getroffen werden und die Klassi?kation bot damit auch keine Hilfe bei der klinischen Entscheidung an. Allein ein erh?htes CRP war in der multivariaten Analyse mit einer erh?hten Mortalit?t assoziiert. Die Autoren fordern den Ergebnissen entsprechend bei der offensichtlichen Limitation der Klassi?kation eine Anpassung an neue klinische Daten.
Facy und Kollegen versuchen diese Diagnosel?cke zu schlie?en, indem sie Lipasespiegel in der Drainage als zus?tzlichen Diagnoseparameter analy- sierten. Sie fanden bei 65 Patienten, bei denen am 3. postoperativen Tag der Drainagespiegel von Amylase und Lipase gemessen wurde, dass der Lipase- level aus der Drainage sehr stark mit einer klinisch relevanten Pankreas?stel assoziiert ist (p<0,001). Die Autoren empfehlen einen Grenzwert von 1000 IE/l, da bereits ab 500 IE/I eine Sensitivit?t von 88 % und eine Spezi?t?t von 77 % vorliegt (15).
lnchauste et al. untersuchten die Pankreasfistelrate bei neuroendokrinen Tumoren und kamen zu dem Ergebnis, dass die Pankreas?stelrate bei 62 Enukleationen und 60 Pankreasresektionen mit 23,7 % vergleichbar mit der Rate bei anderen Tumoren sind. Ein BMl>25 sowie gro?e L?sionen waren mit einer h?heren Fistelrate assoziiert (16).
Kommentar: Die Publikationen zeigen, dass ein externer Stent eine sinnvolle Technik sein kann, um die Pankreas?stelrate zu verringern. ln der Behandlung einer Pankreas?stel scheinen endoskopische Verfahren vielversprechend einsetzbar zu sein. Hinsichtlich einer Komplikations- bzw. Verlaufsprognose m?ssen zuk?nftig standardisiert valide klinische Daten als Basis f?r akkurate Modelle erhoben werden.